31. Januar 2020
Phayul, www.phayul.com

Aus allen drei Provinzen Tibets wurden bestätigte Fälle von Coronavirus gemeldet, mehr als 140 Menschen sind infiziert

DHARAMSHALA, 31. Januar: Nachdem in der Stadt Lhasa der Autonomen Region Tibet der Test eines chinesischen Mannes auf den neuartigen Pneumonie Coronavirus (nCoV-2019) am Donnerstag positiv verlief, haben nun alle Provinzen im besetzten Tibet Fälle des neuen Erregers bestätigt, der zuerst in Wuhan, China, aufgetaucht war.

Am 27. Januar bestätigten offizielle Medienberichte über 140 Fälle von nCoV-2019 außerhalb der TAR in den besetzten tibetischen Gebieten der Provinzen Gansu, Qinghai, Sichuan und Yunnan. Die Website von China Tibet Broadcasting berichtete von über 90 bestätigten Fällen in Sichuan, 26 in Yunnan, 19 in Gansu und 6 in Qinghai. Obwohl die vier Patienten in Gansu als kritisch eingestuft wurden, wurde bisher kein Todesfall in Tibet gemeldet.

Ausgabe von Gesichtsmasken in Tibet


Das chinesische Staatsmedium Xinhua erklärte am 29. Januar, daß die TAR die letzte Region Chinas auf Provinzebene sei, die auf höchster Ebene Maßnahmen zur Eindämmung der neuartigen Coronavirus-Epidemie einleitet. Alle Touristen-Sehenswürdigkeiten wurden geschlossen, einschließlich des Potala-Palastes und des Norbulinga. Ein Amateurvideo, das höchstwahrscheinlich mit einem Mobiltelefon aufgenommen wurde, zeigt die Straßen der Stadt Lhasa verlassen und menschenleer.

Obwohl China die „höchste“ Notstandsstufe in der TAR ausgerufen hat, schrieb eine in Peking lebende tibetische Schriftstellerin auf ihrem Facebook-Account, daß der Kauf einer Gesichtsmaske in Lhasa eine schwierige Sache sei. Sie sagte, sie mache sich große Sorgen darüber, wie die Tibeter ohne angemessene Eindämmungsmaßnahmen zurechtkommen werden, wenn sich die Erkrankung in größerem Umfang ausbreitet.

Am Freitag erklärte die Weltgesundheitsorganisation das neue Coronavirus zu einem weltweiten Notfall, da sich die Krankheit außerhalb Chinas weiter ausbreitet. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte: „Der Hauptgrund für diese Erklärung ist nicht das, was in China, sondern das, was in anderen Ländern geschieht“, und fügte hinzu, er sei zuversichtlich, daß China in der Lage sei, die Krise unter Kontrolle zu bringen.

Bis zum Freitag sind in China mindestens 215 Menschen an dem Virus gestorben und fast 10.000 Menschen sind infiziert. Während außerhalb Chinas keine Todesfälle gemeldet wurden, stieg die Zahl der Menschen, die positiv auf das Virus getestet wurden, auf 98 Fälle in 18 Ländern, darunter Thailand, Deutschland, Japan, Vietnam und den Vereinigten Staaten.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat seine Besorgnis über die Coronavirus-Epidemie in China zum Ausdruck gebracht, die bisher (29. Januar) über 130 Todesopfer gefordert und sich laut der offiziellen chinesischen Statistik in vielen Ländern der Welt ausgebreitet hat.

Als das tibetische Oberhaupt vor kurzem zu einer Gruppe von Anhängern in seiner Residenz hier in Dharamsala sprach, drängte er darauf, für die Eindämmung der Virusepidemie in China zu beten. Er sagte: „Es gibt einen immer mehr um sich greifenden Ausbruch einer Viruserkrankung in China. China ist historisch gesehen ein buddhistisches Land, und wir als Anhänger des Buddhismus, entweder der Sanskrit- oder der Pali-Tradition, müssen gemeinsam dafür beten, daß die Epidemie abklingt.“

Das über achtzigjährige buddhistische Oberhaupt  forderte auch diejenigen, die religiös gläubig und mit dem Rezitieren von Mantren vertraut sind, dazu auf, das Arya-Tara-Mantra zu rezitieren, um die Angst und das Leiden der von der Krankheit betroffenen Menschen abzuwehren und zu lindern. „Es gibt viele Menschen auf der ganzen Welt, die wegen der Epidemie besorgt und verängstigt sind - ich bete für sie alle“, sagte der Dalai Lama.

Das in Dharamshala ansässige tibetische Medizinische und Astrologische Institut, bekannt als Men-Tsee-Khang, stellt eine Arznei namens Rinchen Gujor Rinnag Chenmo zur Verfügung, die angeblich der Verbreitung des Virus entgegenwirken soll. Dieselbe Arznei war bereits 2003 sehr gefragt, als das SARS-Virus rund 800 Menschen in China und weltweit tötete. Viele Tibeter in der dortigen Men-Tse-Khang-Klinik und in Delhi stehen Schlange, um die Pillen zu kaufen, die sie an Verwandte in Tibet schicken möchten. Die Vorräte für die hochgeschätzte Pille sind bereits erschöpft, und es werden neue Chargen produziert, so Quellen.